Nach dem Schweigen
Es war immer etwas da. Ein Druck und ein gewisses Mass an Unwohlsein. Es war unklar, was es ist.
Es wurde nicht darüber geredet. Dann kommt es plötzlich nach so langer Zeit zur Sprache und
eine unbequeme Wahrheit kommt ans Licht. Es ist also doch etwas passiert. An diesem Ort. Sowohl
Täter als auch Opfer leben nicht mehr. Auch der Ort existiert in dieser Form nicht mehr. Alles
bleibt Erinnerung und damit eine Abstraktion des Geschehenen.
Fäden sind für mich ein stimmiges Bild für Traumata, welche über Generationen weitergegeben werden.
Ausgehend vom Täter hüllen sie das Opfer ein und weben sich tief in den Körper ein. Und sie weben
sich auch in die Körper der indirekt Betroffenen. Ganz dünn und verborgen und kaum wahrnehmbar im
Unbewussten.
Was passiert im Moment der Aussprache? Mit der Gewissheit sind die Fäden deutlich fühlbar und präsent.
Fast eher wie sperrige Drähte, fühlen sie sich an, die den Körper in der Bewegung einschränken.
Es braucht Arbeit, um die Fäden wieder weich zu machen und zu ordnen. Die Fäden überdauern die
Zeit und eine Frage bleibt: Wie geht es weiter mit den Fäden in mir?






